Das Kind ist am Jymnasijum – und ich hebe ab … wupp-wupp-wupp

Also, ich dachte ja nicht, dass ich noch mal über das Kind schreiben muss. Bei dem Jungen sieht das anders aus, der hat bestimmt noch viele Überraschungen für uns parat. Aber das Kind? Das Mädchen? Seit September geht sie aufs Gymnasium und ich dachte „Jo, jetzt ist sie durch!“. Doch weit gefehlt. Es passieren Dinge, seltsame Dinge, und ich frage mich folgendes:
– War das früher auch so?
– Ist das alles normal?
– Bin ich eine Helikopter-Mutter?

Ich bin schon zweimal „auffällig“ geworden an dieser Schule. Einmal, als ich ein anderes Kind und seine Eltern zum Vorsprechen bei der Schulleitung wegen eines angedrohten Schulausschlusses begleitete und einmal, weil ich mich im Schulsekretariat darüber empört habe, dass verletzte Kinder wiederholt nicht versorgt werden. Einmal verletzte sich meine Tochter auf dem Schulhof und es nahm wohl niemand Notiz – im Nachhinein erfuhr ich, dass sie es auch niemandem sagte, nun gut, selbst schuld. Einmal rief mich das Kind an und sagte, ich solle die Mama eines anderen Kindes anrufen, weil es nicht mehr nach Hause laufen könne. Warum ruft der Lehrer denn nicht die Eltern an? Und jetzt zuletzt kam das Kind extrem humpelnd und am Fuß verletzt von der Sport-AG nach Hause, und sagte, dass der Betreuer nur meinte, es solle ein wenig warten und dann wird es schon besser (was ja vermutlich auch in 90% der Fälle so ist, aber in diesem Fall nicht, denn jetzt ist das Kind stolze Krückenträgerin). Naja, ich wollte meine Bedenken jemandem mitteilen, wozu ich die Gelegenheit ergriff, als ich meine Tochter krankmeldete. Gleichzeitig beteuerte ich der Sekretärin natürlich am Telefon, dass ich ansonsten mit der Schule hoch zufrieden sei, klar. Kurze Zeit später rief mich dann ein aufgelöster Lehrer an, der behauptete, der Lehrer der Sport-AG zu sein und mir versicherte, dass er überhaupt nichts mitbekommen habe von der Verletzung und dass er mindestens genauso irritiert sei wie ich. Dann sind wir ja schon zu zweit. Es stellte sich heraus, dass das Kind seinen Unfall nur einem der Schüler-Betreuer gemeldet hatte, und dieser hat die Sache nicht weiter verfolgt. Kann passieren. Jetzt bin ich ein wenig zerknirscht, weil ich fürchte, dem Pädagogen Unrecht getan zu haben. Andererseits dachte ich wirklich, dass da etwas schief läuft.

Jetzt ist es so, dass ich das Gefühl habe, es geht immer so weiter, dass ich am liebsten an der Schule aufschlagen und mich permanent beschweren möchte: Das Kind hat einen Lehrer, der nach den glaubhaften Erzählungen der Tochter alle Schüler willkürlich drangsaliert und runtermacht, vor allem wenn sie etwas nicht wissen. Daraufhin sprachen das Kind und eine Klassenkameradin mit der Schulsozialarbeiterin. Diese wiederum riet den Kindern sofort, dass sich doch die Eltern zusammentun und mit dem Lehrer sprechen sollten. Hallo? Da frage ich mich doch: Ist dieser Lehrer schon so berüchtigt, dass der erste Rat der professionellen Beratungsfrau an die Kinder ist, doch besser gleich die Eltern einzuschalten? Gibt es denn keinen Schritt der Verständigung, der innerhalb der Schule unternommen werden kann, ohne Eltern? Wen soll ich denn jetzt als aufsteigende Helikopter-Mutter anrufen? Den Lehrer? Die Schulsozialarbeiterin? Die Schulleiterin? Oder gleich das Regierungspräsidium? Oder gebe ich dem Kind morgens vor dem Unterricht einfach einen Löffel Vomex A, damit es ihm nicht so schlecht geht vor Angst?

Und noch ein Vorfall – halb so wild… Aufgrund des Unfalls konnte das Kind die Englisch-Klassenarbeit nicht schreiben. Auf Nachfrage des Kindes, wann es die Arbeit nachschreiben könne, hieß es: „Och, vielleicht gar nicht, vielleicht haben wir demnächst schon eure Noten…“ OK. Also das Kind hat bisher einen Mini-Vokabeltest geschrieben. Der erste große Vokabeltest ist ausgefallen, weil eine andere hysterische Helikoptermutter sich beschwert hat, dass die Kinder am Tag vor dem Test noch neue Vokabeln aufbekommen haben. Diese Klassenarbeit wäre nun also die erste Möglichkeit für uns paranoide Eltern herauszufinden, ob die ausreichende Englischnote sich manifestiert oder ob mit Abweichungen nach oben (oder unten) zu rechnen ist. Also, so ganz ohne Leistungserhebungen kann man ja schlecht Noten machen, oder? Und dann denke ich mir wieder: „Hallo? Wie kommst Du eigentlich darauf, dass es irgendeine Relevanz hat, nach zweieinhalb Monaten 5. Klasse den genauen Wasserstand in Englisch zu kennen? Da kräht doch in 8 Jahren kein Hahn mehr nach…“

Jetzt bin ich etwas ratlos. Vielleicht hätte ich meine Helikopter-Energien mal lieber in der Grundschulzeit darauf verwenden sollen, dass das Kind richtig schreiben lernt. Dann wäre ich jetzt für die Gymnasialzeit etwas abgehärtet und das Kind könnte seine Beschwerden selbst und in schriftlicher Form vorbringen, ganz ohne mich. Und nein – bitte keine Ratgeberempfehlungen jetzt. Danke!