Der Fussel unterm Sofa verkuschelt und verkrümelt sich am liebsten mit den anderen Fusseln und Krümeln, so dass eine fluffige Krümelfusselschicht entsteht: der Nebel der Fussel, die Galaxie des Staubes, die wogende, wabernde Steppe der Krümel. Hin und wieder schießt ein Puzzelteil zu den Fusseln unter dem Sofa. Oder ein Legostein. Oder ein Matchboxauto. Oder eine Erdnuss. Dann erschrickt der Fussel und wird ganz dusselig, weil die kuschelige Fusselschicht aufgewirbelt wird und der Staub, der Nebel des Fussel-Fußbodens, für einen kurzen Moment gestört, fast zerstört ist. Meistens passiert dann lange gar nichts mehr, aber manchmal kommt dieses Ding mit dem langen roten Stiel und den porösen, weichen, klebrigen, bedrohlich-saugen-wollenden Schaumstoff-Mulden. Ein elektrostatischer, hochtechnisierter, teleskopischer, ausfahrbarer, Mega-Besen. Der Fussel weiß, er will nicht mich, der Besen, er will nur das Puzzelteil, den Legostein, das Matchboxauto oder die Erdnuss. Und doch gibt es immer Fussel, die mit hinaus müssen in die sterile Fremde, die Welt ohne Staub und Krümel, Richtung blitzeblankem Boden, der von unter dem Sofa aber kaum zu erkennen ist. Und keiner der Fussel weiß, was danach kommt. Und wüssten sie es, würden Sie alle „Hier!“ schreien und sich recken und strecken und sich an die Puzzelteile und Legosteine und Matchboxautos und Erdnüsse klammern und hinaus wollen, zur letzten Ruhestatt, zum Fusselparadies: in den Mülleimer, wo sie werden was sie waren, Krümel zu Krümel, Staub zu Staub.
Kategorie: WORTkunst
Sommersonnenzungenbrecher
Fast Frühling
[von SIMONE]
Endlich –
nach einem kalten und weißen Winter
riecht es wahrhaftig nach Frühling,
nach Aufbruch und Helligkeit.
Kleine Mädchen in Tops überholen
ungläubig staunende Mantelträger.
Die erste Gartenarbeit hinterlässt
Erde an den Händen,
Blasen an den Fingern und
das Gefühl, etwas Gutes geschafft zu haben.
Schneeglöckchen und Krokusse blühen.
Hübsche Sprenkler auf der Wiese
wecken Erwartungen und machen fröhlich.
Die Knospen an Sträuchern und Bäumen
warten mit Zuversicht auf den einen Sonnenstrahl,
der sie zum Sprießen bringen wird.
Am Himmel zeigt sich ein strahlendes Blau
zwischen den unregelmäßig dichten
weißen und grauen Wolken.
Und dann landet
mit empörender Selbstverständlichkeit
der erste Marienkäfer
wie ein Postkartenmotiv
einer Beschwörung gleich
mitten auf der Schuppentür.
Ich schreie zum Himmel:
„Sonne, komm‘ raus!
Alles ist vorbereitet!“
Dazwischen
[von SIMONE]
Manchmal fühlst Du Dich einfach nur dazwischen
zwischen Winter und Frühling
zwischen Erfolg und Niederlage
zwischen krank und gesund
zwischen arm und reich
zwischen feige und mutig
zwischen hässlich und schön
zwischen alt und neu
zwischen den Stühlen
zwischen jetzt und nie
zwischen bedrückt und zufrieden
zwischen oben und tief unten
Wenn man sich so dazwischen fühlt
nicht hier – nicht da
ein bisschen fremd im eigenen Leben
ein bisschen fremd im eigenen Kopf
unsicher
hin und her gerissen
orientierungslos
ausgeliefert
wo ist das Ziel?
Es gibt kein Ziel.
Zustände sind flüchtig, nur dazwischen ist das Leben!
Abschied vom Fasten
Ich habe genug!
Mehr als genug!
Ich habe genug von Nichts,
den ganzen Mund voll Nichts,
und auch mein Magen hat es sowas von satt, dieses Nichts.
Auch wenn mich kein Hunger quält,
ich nicht friere,
mein Körper mich zuverlässig nährt,
so spüre ich doch mit einer bohrenden Gewissheit:
Der Mensch soll essen!
Und freue mich auf einen Apfel – den einen – wie nie zuvor.
Wer fastet, lernt neu, was Essen bedeutet.
I
Der Countdown läuft. Nur noch drei Tage muss/will ich weiterfasten. Zwei davon gehe ich arbeiten und an meinem letzten Fastentag (Freitag) nehme ich frei. Diesen Tag möchte ich noch einmal so richtig zelebrieren mit den „Fünf Tibetern“, frisch gepresstem Saft, einem langen Spaziergang, einem schönen Bad. Und dann: Samstag ist Apfeltag! Und am Samstag werde ich auch zum ersten Mal wieder in die Laufschuhe steigen. Der Schnee ist ja jetzt weg (jaja, das Klima, lange nicht mehr DARÜBER gejammert) und ein paar überflüssige Pfunde auch. Da freuen sich die Gelenke!
Songtexte verhunzen – total albern …
I’m a bitch
I’m a lover
I’m a child
I’m a mother
I’m a sinner
I’m a saint
I do not feel ashamed
…
[so far written by Meredith Brooks]
[ab hier written by SIMONE]
I’m a nerd
I’m a jockey
on a Pferd
I play hockey
I’m so cool
I’m so locker
when I’m dancing I’m a rocker
I’m a Baum
I’m a flower
in my dreams
I’m a Bauer
I like Blumen
on the meadow
wie sie shaken in the shadow
I’m a fool
I’m a looser
I am no
i-phone-user
have a cheap
Finnish phone
damit fühl ich mich alone
I’m a water
I’m a Fall,
Hab ‘ne daughter
und ‘nen Knall
I love reimen
and Gedichte
und hier endet die Geschichte
(ich denke, dass ich spätestens nach 2,5 Fastentagen wieder zu meiner gewohnten Ernsthaftigkeit finden werde)
Das alte Lied vom neuen Jahr
[von SIMONE]
Schwermütig blick‘ ich heut‘ zurück:
Hatte ich Pech? Oder auch Glück?
Was war denn schön und was war schlecht?
Machte ich’s gut? Machte ich’s recht?
Ich hab‘ verloren und gewonnen,
die Zeit ist einfach so zerronnen.
So schnell sind Tage und auch Wochen,
noch nie an mir vorbeigekrochen.
Zum neuen Jahr sind’s ein paar Stunden,
sind diese endlich überwunden,
geht über „Los“ es wieder los,
und ich frag‘ mich: Was will ich bloß?
Werde ich Sportler oder Denker?
Bausparer oder großer Schenker?
Bleib‘ dick ich oder werd‘ ich dünn?
Nehm‘ meine Laster weiter hin?
Möchte ich rauchen oder trinken?
In Öko-Bio-Food versinken?
Will ich mich kleiden mit Niveau?
Oder bleib‘ ich einfach so?
Werde ich grübelnd simmelieren,
oder den Frohsinn propagieren?
Was mach‘ ich gerne, was nie wieder?
Schreib‘ ich Gedichte oder Lieder?
Und werd‘ ich lernen oder lehren?
In welchen Kreisen wohl verkehren?
Wird mir ein großer Coup gelingen?
Was wird das neue Jahr mir bringen?
Wo krieg‘ ich (k)eine Antwort her?
In einem Jahr wissen wir mehr!