Foto: Al Fed
Seit neustem bin ich tatsächlich Yogi und Meditateuse. Wollte ich ja. War ja mein erklärtes Ziel …
Und ich mache nicht „irgendein“ Yoga mit langweiligem Verharren in lustigen Positionen, weit gefehlt, nein, ich mache Kundalini-Yoga. Das hört sich schon so erfrischend originell und anders an, wie es auch ist. Einmal pro Woche begebe ich mich also direkt nach der Arbeit zu einem Kurs, bei dem mehrere Menschen auf Anweisung einer sehr netten Yoga-Lehrerin gemeinsam Kundalini-Yoga praktizieren. Und das geht so:
Zu Beginn wärmen wir uns auf. Dabei sitzen wir z.B. im Schneidersitz und kreisen dann mit dem Oberkörper von hinten nach vorne immer im Kreis und ziemlich schnell. Hinten atmen wir ein und vorne aus. Es folgen ein paar weitere Aufwärmübungen. Dann kommt eine sog. Kriya, also eine Abfolge von Übungen, die für ein bestimmtes Organsystem oder für die Stimulation bestimmter Chakren gut ist. Diese Übungen sind häufig Dehnübungen, bei denen man sich immer leicht in der Dehnung hin und her oder vor und zurück oder von links nach rechts oder im Kreis herum bewegt, ganz wichtig dabei ist eine kontrollierte Atmung. Bei allen Übungen schließen wir unsere Augen und konzentrieren uns auf unser sog. „3. Auge“, das über der Nasenwurzel sitzt. Wir sollen mit geschlossenen (zum Glück!) Augen dorthin schielen. Außerdem atmen wir auf Anweisung, das heißt, dass wir zwischendurch auch mal die Luft anhalten und z.B. den Beckenboden anspannen. Beim Kundalini-Yoga gibt es zwei wichtige Atemtechniken. Beim langen tiefen Atem atmet man tief in den Bauch ein und erst im Anschluss soll sich der Brustkorb heben. Ausatmen funktioniert genauso nur rückwärts. Beim Feueratem atmet man kurz und flach nur in den Bauch ein, sehr schnell (der Geübte schafft 2 Mal ein und aus pro Sekunde), dabei bewegt sich nur der Bauch und nicht der Brustkorb. Diese zweite Art der Atmung ist echt krass für den Neuling. Man muss aufpassen, dass man nicht ins Hyperventilieren kommt. Ich habe mich in der ersten Yogastunde permanent leicht high gefühlt vom vielen Atmen. Um bei den Übungen ganz bei sich zu bleiben, kann man sich im Kopf beim Einatmen das Mantra „Sat“ und beim Ausatmen das Mantra „Nam“ sagen. Man mus also an ganz schön viel denken. Die Übungen sind teilweise richtig anstrengend, z.B. für den Bauch oder für die Arme. Andere Übungen arbeiten nur mit Dehnung und sind daher etwas entspannender. Aber zur eigentlichen Entspannung kommt es erst im Anschluss. Dann dürfen wir uns nämlich auf unserer Matten legen, mit einer kuscheligen Decke zudecken und uns zu den beruhigenden Worten unserer Lehrerin tiefenentspannen. Das ist schön! Alles wird ganz schwer und man driftet so richtig weg, körperlich. Ein tolles Gefühl. Danach folgt noch eine Meditation, bei der auch häufig Mantren gesprochen oder sogar gemeinsam gesungen werden. Hinzu kommen dann z.B. noch vorgegebene Arm- oder Handbewegungen, die man immer und immer wieder wiederholt. Dann ist die Stunde (bzw. 90 Minuten!) zu Ende, wir bekommen aber von unserer Lehrerin noch einen leckeren Chai-Tee serviert. Großartig!
90 Minuten Kundalini-Yoga sind wirklich eine Wohltat für Körper und Geist:
Es wechseln sich ab:
- Muskelkontraktion und Dehnung
- Entspannung und Konzentration
- Statik und Dynamik
- forcierte Atmung und fließende Atmung
- Stille und gespochene/gesungene Mantras
- ganz bei sich sein und Erleben in der Gruppe
Ich habe noch nie einen so „ganzheitlichen“ Sport gemacht, wenn man es denn überhaupt Sport nennen will. Und was toll ist: Man muss dafür gar nicht esoterisch angehaucht sein. Das Ganze tut einfach total gut, auch ohne Konvertierung zum Hinduismus o.ä.
Übrigens hätte ich nie gedacht, dass ich das Mantra-Sprechen oder -Singen so genießen kann und dabei nicht in unkontrollierte Kicheranfälle ausbreche. Damals, in meinem Geburtstvorbereitungskurs, sah das bei unseren Übungen zum „Tönen“ noch anders aus …
Hört sich gut an. Ich mache auch Yoga, allerdings das mit den lustigen Positionen. Werde aber auch mal sehen was ich zum Thema Kundalini Yoga finde.
Alles Liebe Karin
Hey Karin,
Du hier bei mir. Das freut mich ja sehr. Also ich kann Kundalini-Yoga wirklich nur wärmstens empfehlen, es ist echt abgefahren im Vergleich zu Hatha-Yoga, aber es macht einen wirklich frei in Kopf und Körper!