So – schön war’s! – – – – – Zuerst.
Alles lief wie geschmiert, die Mädels kamen pünktlich, verzogen sich nach der Bescherung gackernd in das Kinderzimmer und wir warteten noch ein halbes Stündchen, bis wir mit dem Kuchenessen begannen.
Mit der Sitzordnung gab es vorerst keine Probleme. Romy war zum Glück nicht traurig darüber, dass sie nicht neben dem Kind sitzen durfte und überhaupt zeichnete sich das Verhalten der Mädchen anfangs durch außerordentliche Vernunft aus. Das konnte doch unmöglich so bleiben!?
Nach dem Kuchen spielten die Mädels noch ein bisschen im Kinderzimmer und ich hatte Zeit, an die Umsetzung meines ausgeklügelten Plans zu gehen. Jedes Mädchen bekam folgende Deko-Utensilien:
- 3 Plastik-Schnapsgläschen
- 1 Eierbecher mit Kleber (Zuckerguss)
- 2 Holzstäbchen
- 3 Zuckerblüten
- 1 Tube Glitzerschreibfarbe (ich bin tatsächlich kurz vor knapp noch einmal in den Supermarkt gelaufen, um drei weitere Tuben Glitzerfarbe zu erwerben. Und das war GUT!)
- 1 Schächtelchen Smarties
Auf den Tisch drapierte ich zudem alle Röhrchen mit Deko-Streuseln, die sich inzwischen bei mir angesammelt hatten. Das Ganze sah dann ungefähr so aus:
Um die Deko-Aktion in geregelte Bahnen zu lenken, verteilte ich jedem Kind maximal drei verschiedene Deko-Streusel in die Schnapsgläschen. Wollte jemand mit anderen Perlchen weiterarbeiten, musste zuerst der Inhalt eines der Schnapsgläschen in das Original-Röhrchen zurück geleert werden. Ich musste an der ein oder anderen Stelle helfen, weil sich die Glitterschrift teilweise etwas sperrig in den Tuben und vor allem auf dem Weg nach draußen zeigte, aber sonst war es eine wahre Freude zu sehen, wie konzentriert, kreativ und engagiert die Lebkuchenherzen beklebt und bemalt wurden. Es gab auch gar keinen Streit bei der Auswahl der Herzen und – man stelle sich vor – die Kinder tauschten die Glitterfarben sogar ganz großzügig untereinander. Wenn das Kind z.B. eine Tube gerade geleert hatte, fragte es eine ihrer Freundinnen, ob es nicht von ihr nun mal das Lila haben könne, sie dürfe dafür dann auch das (leere!) Pink benutzen. Naja… Ich schätze, sie wird mal Gebrauchtwagenhändlerin oder Versicherungsvertreterin.
Irgendwann waren die Herzen fertig dekoriert, and I very proudly present:
Ist das nicht toll? Ich bin so stolz auf die Damen, weil sie so schön dekoriert haben, und natürlich auch auf mich, weil das Ganze so gut geklappt hat.
Nun war wieder bis zum Abendessen „freies Spiel“ angesagt, und dabei ist die Stimmung dann doch noch gekippt, ausgerechnet zwischen dem Kind und Romy. Wir kennen das: Die eine Freundin kritisiert den Kleidungsstil der anderen, woraufhin die andere total eingeschnappt ist, was die erste wiederum völlig fassungslos macht. Frauenprobleme eben. Das mündete in einen Heulkrampf des Kindes und führte schließlich dazu, dass Romy, nachdem sie erst „nur“ beleidigt war, an diesem Tag schließlich doch noch traurig wurde und nach ihrer Mama rief. Ich konnte sie zum Glück wieder beruhigen, aber die Versöhnung zwischen den beiden Ladys verzögerte sich noch eine Weile. Nachdem alle gegessen hatten (Kartoffelbrei, Fischstäbchen und Spinat kamen gut an), entschied sich Romy doch noch, auch eine Portion zu sich zu nehmen und dann kamen auch schon die ersten Eltern, um die Kinder abzuholen. Puh! Wo ist mein Bier?
Wer gedacht hat, dass ich mich nun glücklich der wohl verdienten Erholung hingeben konnte, der irrt. Denn das Kind entschloss sich spontan, zum Ausklang des ereignisreichen Tages eine Szene sondergleichen hinzulegen, weil wir ihm nicht erlaubten, die geschenkte DVD „Mia and me“ noch heute anzusehen. Wir erlebten einen Wutanfall erster Güte und außergewöhnlicher Länge, aber davon habe ich mir den tollen Tag nicht vermiesen lassen.
Jetzt hat das Kind sich endlich wieder beruhigt, mir ein „Mama ich hab Dich lieb“ auf den Computer getippt und ist dann friedlich ins Bett gegangen – kurz. Im Moment erleben wir gerade eine verwirrende Hinhaltetaktik, in die eine schmerzende Nase sowie Kühlakkus involviert sind, aber nach einem Tag wie heute bleibt mir an dieser Stelle nur ein gelassenes „Ommmmm“ und die beruhigende Gewissheit:
JA, ICH BIN UND BLEIBE DIE BESTE KINDERGEBURTSTAG-AUSRICHTERIN ALLER ZEITEN!
Wer sich wundert, dass der Mann kein Herz gestaltet hat, dem sei erklärt: Er konnte einfach nicht. Da war ja noch der Junge! Obwohl, oder gerade weil (der Junge – nicht der Mann!) von den Mädchen heiß begehrt war, musste der Mann einen erheblichen Teil seiner Zeit mit der Bewachung des Jungen verbringen. Schade, ich hätte so gerne gesehen, wie ein visueller Kommunikator (oder auch: Gestalter) das Konzept „Lebkuchenherz“ umsetzt und mit den ihm eigenen Fähigkeiten interpretiert.
Sehr amüsant geschrieben…:-) Und ich bewundere dein Talent und deine Ruhe (wie man es aus dem Text auslesen kann).
Ein toller Beitrag, macht richtig Spass diesen zu lesen.
Liebe Maike, liebe Caro,
schön, dass Euch mein Beitrag gefällt!
Ich muss zum nächsten Kindergeburtstag (nach jetzigem Stand) eine Harry-Potter-Party organisieren und meine Tochter wird vermutlich die einzige sein, die die Geschichte(n) kennt. Das wird mal spannend!
Viele Grüße,
Simone