Als ich dachte, auch endlich eine Allergie zu bekommen.

Im Winter war ich wie immer furchtbar nebenhöhlengeplagt, man könnte auch „geplaqued“ sagen, wenn man das beurteilt, was sich da so täglich in meiner Nase und darüber hinaus ansammelte. Wie ebenfalls immer ging ich mit meinen Beschwerden viel zu spät zum Arzt, ein neuer HNO sollte es sein, der mal überprüfen sollte, ob anatomisch mit meinen Nasenhöhlen, -gängen und -scheidewänden (O-Ton des Kindes: „Gell Mama, jeder Mensch hat eine Nasenscheidewand!?“) alles in Ordnung ist oder ob eine Korrektur angeraten wäre. Ich traf also nur noch halbverschnupft in der Praxis des Arztes ein und wurde – ich kann nicht klagen, so als Zweite-K(l)asse-Patientin – fürsorglichst behandelt. Nach eingehender Inspektion meiner Nase inklusive Ultraschall durfte ich in eine benachbarte radiologische Praxis marschieren, um mir dort die Höhlen röntgen zu lassen. Außerdem wurde mir zwecks Allergietest Blut abgenommen und ein Pricktest auf der Haut durchgeführt. Der war komplett negativ, ich hatte schon Sorge, dass es Anlass dazu gäbe, unseren verbliebenen Kater Ole abgeben zu müssen. Dem war nicht so. Das Höhlenröntgenbild war auch sehr schick und so konnte ich wieder nach Hause gehen, bzw. zur Arbeit, ausgerüstet mit einer super nach Lavendel duftenden Nasensalbe → trockene Nasenschleimhaut.
Wir erwartet, ging es mir schlagartig wieder gut, der Frühling brach an, die Nebenhöhlensaison verabschiedete sich bis zum nächsten Jahr und ich habe ich mich gefreut.

Etwa drei Wochen nach dem Arzttermin bekam ich Post von besagtem HNO-Arzt. In einem sehr freundlichen und leicht besorgniserregend klingenden Brief bat er mich, doch noch einmal in die Praxis zu kommen, die Blutergebnisse des Allergietests lägen jetzt vor und wir sollten das weitere Vorgehen besprechen! Innerlich freute ich mich schon etwas, weil ich dachte, auch endlich dazugehören zu dürfen. Heutzutage kann doch jeder Depp mit irgendeiner Allergie oder Unverträglichkeit aufwarten, nur ich musste bisher bei diesem Thema immer passen und mich auf meine Vermutung stützen, dass ich als Kind wohl zu viel Dreck gegessen habe. Jetzt witterte ich meine Chance. Auch ich würde zu meiner Allergie kommen, eine klitzekleine nur, die mir gar keine Beschwerden macht, aber immerhin, eine Allergie. Verzückt machte ich mich also zwei weitere Wochen später erneut auf den Weg zum HNO. Im Sprechzimmer angekommen nahm ich auf dem Untersuchungsstuhl platz und war schon ganz aufgeregt.
Da fragte mich der Arzt: „Was kann ich für Sie tun?“
Ich: „Ich weiß auch nicht! Sie wollten mich sehen!“
Er: „Äh.“
Ich: „Ich habe einen Brief von Ihnen bekommen, dass meine Allergie-Laborwerte vorlägen und Sie das weitere Vorgehen mit mir besprechen wollten.“
Er: „Moment mal.“ Er kramte in seinen Unterlagen und sagte dann: „Ja, das sah alles gut aus mit den Blutwerten.“
Ich: „Und warum sollte ich dann kommen?“
Er: „Ich wollte nur noch einmal überprüfen, ob das alles auch ein stimmiges Bild ergibt.“

HÄH?

Nach erneuter Inspektion meiner Nase und erneuter Feststellung der relativen Aridität meines Nasenmilieus sagte er dann: „Wir sehen uns dann im August wieder.“
Ich: „Warum?“
Er: „#lklbhwe+$§#0342=623“ (ich habe ihn wirklich nicht verstanden)

Jetzt habe ich zwar leider keine Allergie, aber immerhin ein vierteljährliches HNO-Abo auf Lebenszeit! Wenigstens ist er nett. Vielleicht ist er auch ein ganz kleines bisschen in mich verliebt.

Autor: Wortdealer

Mein Blog.

Ein Gedanke zu „Als ich dachte, auch endlich eine Allergie zu bekommen.“

  1. Sehr schöne Geschichte. Besser einmal zuviel angerufen und untersucht als einmal zu wenig… Und ich finds auch ganz toll, dass wir alle eine Nasenscheidewand haben ;-). Liebe Grüße an „das Kind“.

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