Letzte Nacht hat das Kind seit langem mal wieder in seinem eigenen Bett geschlafen. Ja, ich gebe es zu, wir haben irgendwann bei der „Schlaferziehung“ aufgegeben. Das Kind ist jetzt über 3 Jahre alt und schläft immer noch bei uns. Ist so! Es gibt weltanschauliche Kreise, die nennen dieses Konstrukt „Familienbett“. Ich nenne es:
„Aus der Not eine Tugend machen“.
Nachdem die Kämpfe mit dem Kind um den Schlafplatz immer langwieriger, heftiger und tränenreicher wurden und das Kind uns glaubhaft gemacht hat, dass es tatsächlich nur in unserem Bett – und zwar innerhalb von 5 Minuten – einschlafen kann, haben wir uns ergeben und uns mit der Situation arrangiert. 2-3 Stunden mehr Freizeit am Abend erschienen uns dann doch wichtiger, als ca. 30 cm mehr Bettbreite und Prinzipienreiterei.
Das Kind schläft also bei uns, seit etwa 1,5 Jahren. Ungefähr 6 Monate vorher kam sie immer irgendwann zwischen 23 und 2 Uhr zu uns ins Bett, ist aber immerhin im eigenen Bett eingeschlafen und davor gab es eine kurze etwa 6 Wochen währende Periode des Durchschlafens im eigenen Bett – damals dachten wir übermütig, dass wir mit dem Thema „Schlafen“ durch wären – denkste! Im ersten Lebensjahr des Kindes habe ich noch gestillt, hatte also eh nicht besonders viel von den Nächten, allerdings haben die Hormone ihren Zweck erfüllt und dafür gesorgt, dass dieser unmenschliche, permanente nächtliche Bereitschaftsdienst von Körper und Geist als etwas „ganz Natürliches“ empfunden wurde. Im Nachhinein ist es mir unbegreiflich, wie wir Frauen das Still-Martyrium aushalten. Es können nur die Hormone sein. Heutzutage, wo die segensreichen Still-Hormone leider verebbt sind, empfinde ich schon eine unruhige Nacht mit Kinderfüßen im Magen oder Kinderhusten im Ohr als völlig unerträglich, inakzeptabel und nicht vereinbar mit dem „normalen Leben“.
Natürlich gibt es Dinge, die wir jetzt nicht mehr in UNSEREM Bett tun, aber auch dafür haben wir Lösungen gefunden. Wir haben uns also daran gewöhnt, auch wenn wir uns insgeheim immer wieder danach sehnen, unser Bett überwiegend wieder alleine nutzen zu können.
Ich gebe zu, dass das morgendliche Aufwachen eigentlich ganz schön ist. Meistens ist das Kind direkt nach dem Augenaufschlagen ziemlich gut drauf und stellt eine der folgenden Fragen:
„Warum bin ich heute wieder lieb?“
„Geh‘ ich heute nicht in die KiTa?“
„Fahren wir heute zu Oma und Opa?“
Irgendwie ist das ganz süß und am Wochenende lässt sie uns manchmal sogar bis nach 8 Uhr schlafen, wenn sie in ihr Kinderzimmer zum Spielen geht oder runter ins Wohnzimmer. Allerdings bin ich meistens nicht mehr so entspannt, wenn sie alleine unten ist (und im Kinderzimmer gibt es eigentlich auch genug Chaos-Potenzial, das einen bei allzu langer Stille ziemlich nervös werden lässt – so im Halbschlaf).
Aber, wie gesagt, heute ist so ein Tag, den man sich rot im Kalender markieren muss, denn das Kind hat in seinem eigenen Bett geschlafen. Wie haben wir das gemacht?
Ganz einfach, wir haben uns auf eine Diskussion eingelassen, die eigentlich völlig indiskutabel ist. Das Kind hat die Idee geäußert, dass es ein Hochbett brauche. Wie Conni in dem Buch „Conni im Krankenhaus“. Da rutscht Conni nämlich mit Schwung eine mit Wasser und Seife präparierte Hochbett-Rutsche herunter und bricht sich ein Bein. Super, oder? Pädagogisch sehr wertvoll. Das Kind hat jetzt auf jeden Fall die Idee, dass es – wie ein großes Kind – ein Hochbette bekommen müsste. Es sieht aber ein, dass es ein neues Bett ja nur dann braucht, wenn es auch bei sich im Zimmer schläft. Klar. Blöd ist sie ja nicht. Also schläft sie jetzt in ihrem Zimmer. Nun bin ich mal gespannt, ob der Traum vom neuen Bett ebenso wenig nachhaltig ist wie der vom Kindercomputer (das Thema bringt sie nur noch hin und wieder auf den Tisch, nass ist sie aber auch hin und wieder noch) oder ob wir tatsächlich demnächst gezwungen sind, dem Kind ein neues Bett zu kaufen. Obwohl sie wirklich kein neues Bett braucht – das ist ja quasi noch wie neu!