Typisch Mädchen …

KleidchenWir haben uns ja stets redlich bemüht darauf hin zu wirken, dass das Kind nicht ständig in rosa Rüschenröckchen rumläuft, und auch die Spielangebote haben wir versucht, möglichst in geschlechtsneutraler Form anzubieten. Wir sind eigentlich auch der Meinung, dass uns das ganz gut gelungen ist, und dass unsere „wilde Hocksche“ keine Miniaturausgabe von Paris Hilton o.ä. ist. Na gut, wenn Jungs sie zu sehr nerven dann gibt sie ganz gerne die empfindliche Diva, aber ich glaube, das ist wohl kalkulierte Dramaturgie ihrerseits.

Weil wir Eltern so tolle Vorbilder sind und uns der Laptop scheinbar auf dem Schoß festgewachsen ist, ist vor ein paar Wochen in dem Kind der Wunsch entstanden, endlich auch einen Kindercomputer zu bekommen, so wie auch zwei Freundinnen von ihr so ein Gerät (nein sogar zwei Geräte, es sind Schwestern!) besitzen. Nebenbei erwähnte sie noch, dass sie – wenn sie ein Schulkind ist – auch unbedingt einen Kinderfernseher brauche, so wie die anderen Kinder auch. Insgesamt freut uns diese Tendenz ja, da wir offenbar ein technikaffines Wesen in die Welt gesetzt haben, das die Augen vor zukunftsweisenden Technologien nicht verschließt. Eben nicht typisch Mädchen sondern emanzipierte Hexe mit Medienkompetenz, bzw. dem Willen sich diese anzueignen. Also grundsätzlich mal Daumen hoch für den Kindercomputer! Andererseits ist es ernüchternd zu sehen, dass sich die Kinder heutzutage offenbar bereits mit 3 Jahren und 3 Monaten zu ihren zahlreichen Besitztümern und Wünschen untereinander austauschen und dadurch eigene Begehrlichkeiten entwickeln. Der Begriff Kinderfernseher ist bei uns zu Hause jedenfalls noch nie gefallen und auch der „normale“ Fernseher wird eher wenig beansprucht – im Gegensatz zum Computer *hmpf*.

Weil wir auch nur Eltern aus Fleisch und Blut sind, die sich manchmal nicht anders zu helfen wissen, haben wir das Objekt der Begierde zu einem Objekt der Bestechung gemacht. Wir haben dem Kind ganz hinterhältig tatsächlich einen Kindercomputer in Aussicht gestellt, wenn das mit dem Pipimachen auf der Toilette in Zukunft auch mal zuverlässig in der KiTa funktioniert und nicht nur zu Hause. Regelmäßig schleppe ich nämlich 2-3 Tüten mit feuchter Garderobe mit nach Hause, und das nervt. Jetzt probieren wir es halt mit dem Kindercomputer, weil das bereits bemühte Versprechen „Waldtag“ offenbar nicht zieht (nur wer ganz kontinent und mindestens 3 Jahre alt ist, darf in der KiTa am Donnerstag mit in den Wald). Wer uns jetzt schimpft, weil das veraltete Erziehungsmethoden sind, dem sei gesagt, dass seit der Ankündigung dieses Geschenks kein einziges Tröpfchen mehr nicht im Klo gelandet ist. Um die Karotte noch ein bisschen tiefer und plastischer vor die Nase des Kindes zu hängen, sind wir außerdem am Samstag in das ROFU-Kinderland gefahren, um ein paar furchtbar grässliche Modelle von Kindercomputern einmal von der Nähe zu bewundern. Das Kind war ganz angetan von einem lilafarbenen Objekt. Zu unserer großen Enttäsuchung interessierte es sich weniger für die RAM-Größe, die vorinstallierten pädagogischen Lernprogramme und die Prozessor-Eigenschaften. Nur die Farbe war wichtig. Naja, immerhin ist Lila die Farbe der Emanzipation. Wir hingegen kamen bei der Begutachtung des Kindercomputer-Sortiments immer mehr zu dem Schluss, dass wir dem Kind lieber gleich ein „MacBook Pro“ kaufen sollten, statt so einen Schrott… Aber egal. Gekauft wurde vorerst eh nichts!

Heute dann unterhielten wir uns beim Abendessen wieder über das Objekt der Begierde und darüber, welche Farbe es denn haben solle.

Jörg fragte: Möchtest Du denn einen lilafarbenen Kindercomputer?

Das Kind: Nein! Lila ist doch nicht meine Lieblingsfarbe.

Jörg: Ist Grün Deine Lieblingsfarbe?

Das Kind: Nein! Grün auch nicht.

Jörg: „Was ist denn Deine Lieblingsfarbe?“

Das Kind mit strahlenden Augen:Hellrosa

Hellrosa! Klar! Sie ist halt einfach doch ein Mädchen.

Autor: Wortdealer

Mein Blog.

6 Gedanken zu „Typisch Mädchen …“

  1. Ich kann dir aus zweifacher Erfahrung berichten: fast alle Mädchen haben diese rosa-glitzer-Kitsch Phase. Aber sie geht auch fast immer vorbei.

    So ab dem Schulalter fanden meine beiden Töchter, dass blau, grün und rot so schlecht auch nicht seien. Aber bis dahin ging ich durch besagte rosa-glitzer-Barbie Hölle.

    Ab etwa der dritten Klasse kann man die jungen Damen dann mit ihrem rosa-glitzer-Fimmel aufziehen, den finden sie dann peinlich. Also rate ich dir: sorg für Erpressungsmaterial in der Zukunft,kauft zum hellrosa Computer noch eine Plüschmaus.

  2. Tja, man stößt eben bei der Erziehung bzw. der Geschlechterprägung an seine Grenzen. Aber es doch irgendwie auch beruhigend, dass wir nicht ALLES beeinflussen können, oder? (Und ich muss ja schon sage, ROSA steht ihr echt gut!)

    Ich finde Deinen Blog echt nett. Nehme Dich mal rechts bei meinen Links mit auf, o.k.?

    Liebe Grüße,
    Simone

  3. Ich kann Tinas Beobachtung nur unterstreichen. Auch mein wildes Kind, hatte zwischen Pippi Langstrumpf bun – und Bibi Blocksberg Grün, eine rosa Phase, die für mich eine schwere Prüfung war. Es ging vorbei. Heute habe sie eine Tochter, und ratet mal was die kleine Brut bevorzugt trägt? Bingo! Rosa! Vielleicht muss es einfach so sein, denn neben der Assoziation: Kitsch, ist rosa auch die Farbe der jungen Frau, die noch nicht blutet. Ach was versuch ich mir da schön zu reden? Rosa ist eine saublöde Farbe und sollte verboten werden. Sieht immer aus, als wenn sich ein Flamingo ausgekotzt hat.
    Alles Liebe Karin

  4. Nachtrag: Die Karrotte hat nicht lange „gehalten“. Gestern hatten wir mal wieder einen Tütenrekord und heute ging es genauso weiter ….

    „Ist doch nicht schlimm, Mama, oder?“
    „Nein, ist nicht schlimm!“

    Nun ja, in drei Jahren wird sie wohl trocken sein.

  5. Du hast einen ganz wichtigen Punkt vergessen: Wie, um Himmels willen, seid Ihr ohne den lilafarbenen Rechner aus dem Kinderland gekommen?

    @ Karin: „als wenn sich ein Flamingo ausgekotzt hat“, lol.

  6. Lieber Al,

    das Kind ist eben nicht blöd! Sie hat schon ganz genau verstanden, dass es das Ding erst gibt, wenn die Anzahl der KiTa-Tüten, die wir immer so mitnehmen, gegen Null geht. Sie rechnet erst mit dem Kindercomputer, wenn sie zur Schule geht. Diese Geduld hat sie auf jeden Fall nicht von mir geerbt … 😉

    Nee, war echt kein Thema. Außerdem hat sie ja ein Piratenbraut-Kostüm bekommen, für die heutige KiTa-Piraten-Party.

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