Foto: Al Fed
So, es wird mal wieder Zeit für einen kleinen Exkurs in unser Nachbarland Österreich, bzw. zu dessen sprachlichen Eigenarten.
Gestern musste ich mich mal wieder aufklären lassen über einen in Austria ganz gängigen Ausdruck, nämlich „leiwand“, der im Österreichischen so viel wie „ganz toll“ und „super“ bedeutet (noch tollerer und superererer: ur-leiwand!). Leiwand lässt sich aber auch regulär steigern:
Rodeln is leiwand.
Snowboarden is leiwander.
Schifoan is des leiwandste!
Na? Klingelt es bei jemandem? „Ja Schifoan is des leiwandste, wos ma si nur vuastan kann“, das haben wir alle schon mal gesungen, nur schätze ich, dass etwa 78% der Deutschen Mitgröhler genau wie ich dabei gar nicht so genau wussten, was sie da singen. Dass es ums Skifahren geht, ist klar, aber dass Skifahren leiwand bzw. das leiwandste ist? Ich dachte ehrlich gesagt immer, dass die Songpassage auf Hochdeutsch etwa lauten würde: „Ja Skifahren ist das liebste, was ich mir nur vorstellen kann!“ So habe ich es immer gesungen. Aber neee, is ja jetzt klar …
Natürlich entstand die Diskussion über das schöne Wörtchen „leiwand“ wieder im Büro. Ich klagte meinen beiden österreichischen Kolleginnen mal wieder leidenschaftlich mein Leid über die zeitweisen Probleme mit dem Kind und versicherte, dass ich es gar nicht abwarten könne, bis es aus dem Haus ist. Daraufhin versuchte mich E. mit den Worten zu trösten: „Es kann halt net immer ois leiwand sein!“ Und ich: „Hä? Leinwand sein?“ Neee, mit Leinwand habe das GAR NIX zu tun, leiwand sei österreichisch und bedeute „super“. „Aha!“ entgegnete ich, „hätte ja auch sein können, dass es heißt: Es kann halt nicht immer alles (wie auf der) Lei(n)wand (also wunderbar wie im Film) sein!“ Ich finde, das hätte auch gepasst … sinngemäß. Mir wurden dann noch die Augen (bzw. Ohren) geöffnet zum Begriff leiwand im Schifoan-Lied und ich war wieder ein Stückchen schlauer.
Aber ich wäre natürlich nicht ich, wenn ich nicht bei der nächsten Gelegenheit eine kleine Recherche zum Wort „leiwand“ vorgenommen hätte. Das Wort sieht doch wirklich so aus, als käme es von Leinwand, und als wäre nur irgendwann wegen schluderiger Aussprache ein „n“ verloren gegangen. Ich machte mich also auf die Suche und fand Folgendes:
Der Ursprung des Wortes „leiwand“ kommt nämlich tatsächlich von „Leinwand“. Manchmal ist das Naheligende nämlich gar nicht falsch:
In Wien bekam das Bürgerspital Mitte des 15. Jahrhunderts das Bierbraurecht zugesprochen. Es gab dort damals schon einen regen Handel mit Leinen (Leinwand) und nun konnten die Händler gleich im Brauhaus auch ihr Bier trinken. Dieses Bier im „Leinwandhaus“ wurde irgendwann für so großartig befunden, dass mit mit dem Ausdruck „leiwand“ in Folge gemeint war: „so gut/toll/super wie das Wiener Leinwandhaus-Bier“.
Ich hoffe, die Geschichte stimmt, gefunden habe ich sie hier (da wurde mir ja auch schon beim „es geht sich aus“ geholfen). Eine sehr instruktive Seite, wenn man hin und wieder mit Österreichern zu tun hat und ihnen erklären will, woher ihre Redewendungen stammen! 😉
(Eine etwas knappere Erklärung auch noch hier bei wiktionary.)
So, jetzt muss ich noch eine Korrektur anmerken: Ich bin nicht gaaaanz korrekt zitiert, mein Original(dauer)spruch lautet: „Nur leiwand hats kana“
Ansonsten echt spannend, wusst ich bis jetzt noch nicht! Tja, in der glorreichen Zeit vor den modernen Narkotika oder Sedativa brauchte man noch Bier in den Spitälern! 😀
Liebe Eva,
sorry, dass ich Dich fehlerhaft zitiert habe. „Nur leiwand hats kana“ ist aber auch ein cooler Spruch. Ich erinnere mich jetzt auch wieder daran, was ich als erstes verstanden habe: „Nur eine Leinwand gibt es nicht!“ HÄH??? 😉
Werde ihn mir nun bestimmt so merken, Deinen Original(dauer)spruch …
Oh wow, mir hat es das wort „leiwand“ auch angetan, da ich es kürzlich im fernseher gesehen hab. Ich find den österreichischen dialekt super, hört sich so gemütlich an.
Das Foto ist übrigens auch sehr schön, das du dazu eingestellt hast.
Wie sich manche Wörter über Generationen halten, in dem Fall sogar aus dem 15. Jahrhundert. Schööön…oder besser gesagt: leiwand
Simone, deine Ideen und Beiträge sind einfach großartig! Als Ergänzung möchte ich für die Kinder der HomöopathInnen die Namen
Ignatia
Chamo Milla
Pulsa Tilla oder
Aconi Tum
vorschlagen.
Einen ganz lieben Gruß aus Graz
Veronika
Liebe Veronika (darf ich Du sagen?),
Wie ich mich freue, dass Du mir einen Kommentar hinterlässt, als eine meiner treusten Leserinnen. Die Homöopathen habe ich bewusst ausgespart. Sie klingen alle so schön, aber können nix… 😉
Liebe Grüße nach Graz,
Simone
Danke für die Hilfe beim Ausgraben meiner Erinnerungen an den Begriff leiwand. Ja, es hat geklingelt, ein Skirlaub vor 2 Jahrzehnten im Stubaital: Schifoan is des leiwandste, wos ma si nur vuastan kann! Aber den Zusammenhang habe ich erst gerafft, als mich meine Recherche auf Deinen Blog geführt hat! Hab dort auf Sicht verwiesen: wienum1900.wordpress.com
Das mit dem Leinwandhausbier ist natürlich eine sehr charmante Geschichte. Ich als Süddeutsche habe das nie nachgeschlagen, sondern mir ganz selbstverständlich „leiwand“ immer vom alten Wort „labend“ abgeleitet, also labend wie wohltuend, genussbringend. Aber da lag ich offenbar falsch.
Interessant, das mit dem Bier…
allerdings als korrektur möchte ich anmerken:
es heißt nicht „vuastan“ sondern „vuastön“
i hab koan komment zu leiwand aber ifrag ob ma jemand sagn ka wia er des wort gneiser übersetzen koa.? Wer mir jemand dieses Woer erklären kann, den bin ich dankbar.
Das ist nicht „Österreichisch“ oder „ der Österreichische Dialekt “ ,sondern Wienerisch. Befor man irgendetwas über Österreich schreibt , sollte man sich mal mit dem Thema auseinandersetzen!
Ich kenn genug Österreicher , die zehn mal schöner als die meisten Deutschen sprechen.
Ich versteh nicht , warum sich so viele Deutsch für was besseres halten , nur weil sie Deutsche sind.
Entschuldigung. Das war ein liebenswürdig gemeinter, kolumnistischer Beitrag, in dem
ich meine Rechercheergebnisse zur Herkunft des Wortes leiwand zum Besten gegeben habe. Ich fühle mich keinesfalls besser als irgendwer. Es tut mir leid, dass ich in Deinen Augen zu unqualifiziert für diesen Beitrag bin/war und dass ich Deine Gefühle verletzt habe.
Viele Grüße
die Mone
später Beitrag;
ich bin austrophiler Schwabe. Ich habe nichts abwertendes gegenüber Österreich gesehen!
Unsere jeweiligen Dialekte sind interessant, eigenartig, lustig – was auch immer.
Drum auch manchmal zum Lachen – moinsch net au?