Es ereignete sich am zweiten Weihnachtsfeiertag beim gemeinsamen Festmahl, dass der Oma, die zu Besuch war, auf einmal sehr übel wurde oder sich aus anderen Gründen ein großer Druck in ihrer Magengegend aufbaute.
Teile der Familie halfen der Oma bei der retrograden Magenentleerung, als Hilfsmittel kam dabei ein Eimer zum Einsatz.
So beiläufig und diskret wie möglich wurde der Inhalt, als keine weiteren Konvulsionen mehr zu erwarten waren, im WC entsorgt. Dabei entging leider allen Beteiligten die Tatsache, dass gleichzeitig auch das untere Gebiss der Oma auf direktem Wege der Kanalisation zugeführt worden war.
Da die Oma ein sehr bescheidener und zurückhaltender Mensch ist, erfuhr die Familie erst über Dritte von dem Malheur, als die Oma wieder zu Hause war. Diese irritierende Tatsache war dem Umstand geschuldet, dass die Oma aufgrund Ihrer starken Schwerhörigkeit leider auch das Sprechen weitgehend eingestellt hat. Somit hatte niemand die Gelegenheit, durch Veränderung ihrer Aussprache auf das fehlende Gebiss aufmerksam zu werden.
Natürlich waren alle unangenehm berührt von diesem Ereignis, wenn auch eine gewisse tragikomische Komponente der ganzen Situation nicht abzusprechen war. „Warum nur, hatte sie bloß nichts gesagt?“ fragte man sich anschließend mit gerunzelter Stirn begleitet von einem nervösen Lachen, das zwischen hysterisch und albern anzusiedeln war.
(Im Prinzip ist es doch eine sehr pragmatische Einstellung, die die Oma da an den Tag gelegt hat: Warum auch sollte man etwas hinterher trauern, was längst den Bach bzw. die Kanalisation runter ist?)
Das Ganze hatte ein Gutes: Das Gebiss saß durch altersbedingte Unterkieferdegeneration schon seit längerer Zeit etwas locker, weshalb eine Erneuerung nicht nur kein Fehler sondern sowieso dringend geboten gewesen wäre. Es ist doch immer wieder schön zu sehen, wie sich manche Dinge von ganz alleine regeln.
Das ist ja mal eine lustige Weihnachtsgeschichte! Aber die arme Oma, für sie wars sicher einer der stressigeren 2. Weihnachtsfeiertage….