Am besten ist es, wenn sich der Freitag wie ein Montag anfühlt, wenn man am Freitag also noch so frisch ist, dass man denkt, man könnte gleich noch mal eine ganze Arbeitswoche dranhängen. Und wenn man dann ganz überrascht auf den Kalender schaut und feststellt, dass man ja morgen oder in ein paar Stunden tatsächlich schon im Wochenende sein wird – das ist am besten! Das passiert aber eigentlich nie. Meistens ist es so, dass sich der Freitag ganz genau wie ein Freitag anfühlt. Man ist erledigt, freut sich auf ’s Wochenende und möchte ganz bestimmt nicht noch weitere 4 Tage durcharbeiten. Häufig fühlt sich dann schon der Freitagvormittag wie ein Freitagnachmittag an und man denkt, gleich darf man nach Hause gehen, dabei muss man noch 4,5 Stunden arbeiten.
Hin und wieder ergibt es sich, dass sich schon der Donnerstag wie ein Freitag anfühlt. Man denkt in kurzer Umnachtung: „Quasi gleich ist Wochenende!“ Und dann: „Ach Mist, doch nicht, morgen ist erst Freitag!“, was einen aber nur leicht beunhruhigt, weil morgen ja doch irgendwie recht nah ist … Ein richtig toller Donnerstag ist natürlich einer, an dem man sich noch fühlt wie am Montag, das kommt nur leider fast nie vor, aber immerhin etwas häufiger als der perfekte Freitag. Die Aussicht auf den bevorstehenden Freitag ist dann wie ein Geschenk, das ganz überraschend über einen kommt und ohne das man fast genauso glücklich wäre.
Wenn man – und das kommt zum Glück wirklich sehr selten vor – schon am Mittwoch so ein Freitagsgefühl hat, ahnt man im Grunde seines Herzens ganz genau, dass es ganz und gar noch nicht Freitag ist. Man fühlt sich dann nur schon so sehr wie sonst erst am Freitag, dass man es immer wieder am liebsten glauben möchte. Und wenn man dann auf den Kalender schaut um festzustellen, dass es erst Mittwoch ist, dann bekommt man so einen großen Schreck, dass man sich noch viel mehr wünscht es wäre schon Freitag. Normalerweise ist der Mittwoch aber eigentlich immer ein ganz annehmbarer mittelmäßiger Nicht-so-ganz-toll- aber auch Nicht-so-ganz-schlecht-Tag. An einem Mittwoch, der ein guter Mittwoch ist, denke ich immer „Bergfest“. Dann ist die Arbeitswoche schon halb rum – und zwar fast genau am Mittwochmittag um 12 Uhr – und somit das gedankliche Glas schon halb voll und nicht erst halb leer – um positiv zu bleiben.
Am Dienstag bin ich mir hin und wieder nicht so ganz sicher, ob es nicht doch erst Montag oder vielleicht sogar schon Mittwoch sein könnte, wobei Zweiteres natürlich der verlockendere Gedanke ist, der dann aber natürlich umso böser enttäuscht wird, wenn man auf den Kalender schaut oder sich aus anderen Gründen erinnert. Der Dienstag ist eigentlich meistens so, wie man den Montag gerne hätte … Und wenn man am Dienstag kurz denkt, es sei erst Montag, und dann überwältigt einen die Erkenntnis, dass doch schon Dienstag ist, dann fühlt man sich für 10 Sekunden schon fast so beflügelt wie an einem guten Freitag.
Und der Montag? Der fühlt sich eigentlich immer gleich blöd wie ein Montag an. (Und wenn der Montag ein Feier- oder Urlaubstag war, dann ist natürlich auch der Dienstag wie ein Montag, rein gefühlsmäßig, oder vielleicht einen Tick besser, weil die Restwoche dann einen Tag kürzer ist.)
Dass Montag ist, merkt man normalerweise vor allem daran, dass man im Verlag am Morgen als erstes in die Küche läuft um sich einen Kaffee zu ziehen, und die Kaffeekannenpumpe gibt dann ein furchtbar schreckliches Geräusch von sich und spuckt prustend heiße Tröpfchen Restkaffee aus, die heiß zischend auf Kleidung und Handrücken landen – auch gerne auf Hals und Decolleté, Körperteile, die sich bei mir in entsprechender „Auslasshöhe“ der Pumpkanne befinden. Zum Glück sind viele Ärzte auf dem Flur, die als Ersthelfer bei einem morgendlichen Herzinfarkt zur Verfügung stehen könnten… Dann muss man erst mal Kaffee aufsetzen, hat selbst keinen Kaffee in seiner Tasse, ist verschmutzt und verbrannt und darf seine E-Mails ohne Coffeinzufuhr durcharbeiten. Dann kann man so richtig schön und von ganzem Herzen seufzen und ächzen und stöhnen und seiner Kollegin vorjammern: „Montagmorgen und die Woche nimmt kein Ende!“ Das fühlt sich sogar ganz gut an, wenn man sich in seinem ganzen „Montagmorgen-Elend ohne Kaffee“ so bestätig sieht. Wenn man dann allerdings wieder in die Küche läuft, um sich seinen wohlverdienten, eigenhändig frisch aufgebrühte Kaffe zu organisieren und die Kanne wird gerade von einem Kollegen, der 10 Sekunden schneller war als man selbst, mit dem von allen gefürchteten Geräusch geleert, dann weiß man, dass man ein besonders fieses Exemplar von einem Montag erwischt hat …
(Aber eigentlich gehe ich ganz gerne arbeiten! 😉 )